• Geschichte des Eisenerzbergbaus im Vorderen Vogelsberg - Projektgruppe Erzweg

    Lange vor der industriellen Förderung in Erztagebauen wurde nach Eisenerz gegraben, wie Zeugnisse der Kelten am Glauberg und der Römer am Limes zeigen.
    Auch hier in unserer Gegend deuten zahlreiche Flurnamen auf diese frühe Erzgewinnung hin. Benzollok Im Umfeld der früheren Grube Deutschland z.B. die Wuhläcker, auf denen Stückerz in Schächten geborgen wurde oder der Rote Graben, ein sehr früher Tagebau oder auch die Wäsch, ein Wassergraben, in dem Erzgestein per Hand gewaschen wurde. Auf frisch gepflügten Äckern finden sich oft noch Schlacken aus dieser vorindustriellen Zeit, die darauf hinweisen, dass das geschürfte Erz in unmittelbarer Nähe in so genannten Rennöfen verhüttet wurde. Im Grünberger Anzeiger von 1927 schrieb Oberbergrat C. Köbrich aus Darmstadt: „Bei Weickartshain beweisen alte Schlackenreste, Stauwehre und Dämme den frühen Bestand einer Eisenschmelze.“

    Die wichtigsten Betreiber/innen der hiesigen Brauneisenstein-Bergwerke waren: Buderus, Lollar (später auch Wetzlar) und die Gewerkschaft Louise, Essen. Buderus begann 1827 mit dem Abbau in Atzenhain, danach auch in Bernsfeld und übernahm 1928 von der Gewerkschaft Louise den Abbau im Grenzgebiet von Bernsfeld und Nieder Ohmen, das Grubenfeld Albert, betrieb es bis 1955. Die Gewerkschaft Louise tauchte 1899 in Oberhessen auf, betrieb Gruben auf dem Gebiet von Weickartshain, Freienseen, Lardenbach, Klein Eichen, Stockhausen, Merlau, Ilsdorf, Flensungen bis 1966.
    Die Erschließung und der wirtschaftliche Erfolg hingen eng mit dem Bau von Eisenbahnstrecken für den Transport des Erzes zusammen. 1870 ging die Oberhessische Eisenbahn Gießen – Mücke – Alsfeld in Betrieb, 1902 kam die Lumdatalbahn nach Lollar/Gießen hinzu, 1903 die Seenbachtal.

    Bahnhof Weickartshain Durch die Entwicklung einer Infrastruktur und der daraus resultierenden kommerziellen Ausbeute der oberhessischen Erzvorkommen, wurde die Not der Landbevölkerung deutlich gelindert. Die Arbeit in der Erzförderung und Aufbereitung stellte eine beachtliche Erwerbsquelle dar. Die Ausreisewelle des 19. Jahrhunderts nahm spürbar ab. In den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts waren bis zu 600 Bergleute in den Gruben tätig. Allein die Gewerkschaft Louise hat von 1899 bis 1966 aus 25 Grubenfeldern 3 760 967 t zur Verhüttung aufbereitetes Erzkonzentrat gewonnen.

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